Der Verein für jüdische Geschichte Gailingen e.V.
Der Verein für jüdische Geschichte Gailingen wurde im April 1997 durch die Initiative engagierter Bürger und der politischen Gemeinde Gailingen zunächst als „Förderverein Bürgerhaus Gailingen“ gegründet. Primäre Aufgabe war es, Mittel zur Sanierung des ehemaligen jüdischen Schul- und Gemeindehauses, des heutigen Bürgerhauses, durch Spenden und die öffentliche Hand aufzubringen. Gesetztes Ziel war jedoch die Einrichtung eines Dokumentationszentrums zur jüdischen Geschichte und Kultur an Bodensee und Hochrhein u.a. durch den Aufbau einer Sammlung und die Einrichtung einer Dauerausstellung.
Dem Verein gehören über 130 Mitglieder aus Gailingen, der Region, der Schweiz und Übersee an.
Die Sanierung des Bürgerhauses wurde 1998 erfolgreich abgeschlossen. Seit der Gründung wurden vielfältige Veranstaltungen durchgeführt. Vorträge und Lesungen zu den verschiedensten Themen des jüdischen Lebens, des interreligiösen Dialogs, aber auch persönliche Biographien. Kunst und Kultur von der Malerei und Literatur über Tanz und Gesang bis hin zum Kabarett bildeten ebenso einen Schwerpunkt, wie Vorträge zu Themen wie Holocaust, Zivilcourage u.a.m. Besondere Erwähnung verdienen hierbei eine Werkausstellung zur jüdischen Geschichte Gailingens und der umliegenden Gemeinden Randegg, Wangen und Worblingen, die Fotodokumentation von Häusern ehemaliger jüdischer Eigentümer und die Zeitzeugengespräche mit einstigen jüdischen Mitbürgern.
2008 wurde mit der Einrichtung eines jüdischen Museums begonnen. Zur 70. Wiederkehr der Pogromnacht im November 2008 wurde der erste Museumsraum „Die Gailinger Synagoge“ festlich eröffnet. Weitere Räume folgten. Heute ist das Museum mit sieben Themenräumen und einem Medienraum fertig gestellt.
Museum und Verein genießen ein erfreuliches Öffentlichkeitsinteresse. Dabei spielt auch die Arbeit mit Schülern und Jugendlichen eine wichtige Rolle. Schulklassen und kirchliche Gruppen aus Gailingen, der Region und der Schweiz nehmen das Betreuungsangebot mit großem Interesse wahr.
Der Verein verfügt über ein beachtliches Archiv mit vielen Originaldokumenten des jüdischen Lebens in Gailingen und der anderen jüdischen Gemeinden im Hegau, aber auch Judaica sowie eine sehr gut ausgestattete Bibliothek. Diese Quellen nutzen u.a. Schüler, Studenten aber auch Historiker für schulische und anderweitige Arbeiten. Das Archiv und die Bibliothek erweitern sich laufend durch Gaben und Nachlässe von ehemaligen jüdischen Mitbürgern Gailingens bzw. deren Nachfahren.
Es besteht ferner eine genealogische Datenbank mit mittlerweile über 50.000 Datensätzen über jüdische Menschen, die einstmals in den jüdischen Gemeinden Gailingen, Randegg, Wangen und Worblingen gelebt haben, sowie deren Nachfahren rund um den Erdball.
Im November 1999 wurde dem Verein ein Anerkennungspreis durch den Kulturförderkreis Singen e.V. verliehen. Beim Landeswettbewerb zur Auszeichnung kommunaler Bürgeraktionen 2007 erhielt der Verein für jüdische Geschichte Gailingen e. V. durch Ministerpräsident Oettinger eine Anerkennung für vorbildliche Leistungen.
Der Verein bewältigt seine Aufgaben durch persönliches Engagement sowie ehrenamtliche Tätigkeit und finanziert sich ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden.
Unser Vorstand
Hinten links nach rechts: Dr. Carmen Scheide, Jürgen Stille, Alain Gut.
Vorne links nach rechts: Heinz Brennenstuhl (Vorsitzender), Joachim Klose (Schriftführer), Dr. Thomas Auer (Stellvertretender Vorsitzender).
Es fehlt: Dieter Rihm (Schatzmeister)
eXtra-Museumspreis 2018 für das Jüdische Museum Gailingen
Seit vielen Jahren trägt Lotto Baden-Württemberg über den Wettmittelfonds des Landes dazu bei, das kulturelle Engagement und die Museumslandschaft zu unterstützen. In diesem Rahmen verleiht Lotto Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Museumsverband Baden-Württemberg seit 2015 den mit € 20.000 dotierten Lotto-Museumspreis und den mit € 5.000 dotierten eXtra-Preis für außergewöhnliche Leistungen in einem ausgewählten Bereich.
2018 wurde das Jüdische Museum Gailingen mit dem eXtra-Preis ausgezeichnet. Die Jury lobte, dass das Museum der Beweis dafür sei, „dass auch kleine Museen mit viel ehrenamtlichen Engagement und Herzblut Museumsarbeit auf höchstem Niveau leisten können. Die Museumsmacher würden den Blick stets über ihre eigene Ortsgeschichte hinaus richten und wertvolle Netzwerkarbeit leisten. ( … ) Dies alles habe dazu beigetragen, dass die Einrichtung ein Bezugsort für die Nachfahren der in der NS-Zeit ermordeten jüdischen Familien aus der Region geworden sei“.